Naturnaher Bachforellenbesatz durch Brutboxen an der Mindel (by Franz Anderl)
Bereits im Jahr 2007 haben wir mit einem Brutboxenprojekt an der Kammel begonnen. Dieses Projekt hat sich sehr gut etabliert und bewährt. Am Fischbestand sind die ersten Erfolge anhand des erhöhten Aufkommens von ein- und zweisömmerigen Bachforellen an der Schonstrecke erkennbar und im gesamten Gewässer durch ein höheres Besatzmaßnahme immer mehr lobende Anerkennung bei unseren Mitgliedern und deren Interesse an dieser Besatzmethode.
In Zusammenarbeit mit der Jugendleitung des Fischereiverbandes Schwaben hat unser Jugendleiter Franz Anderl nun ein weiteres Brutboxenprojekt für Bachforellen an der Mindel begonnen. Der Fischereiverband stellt die Brotbox für zunächst 3 Jahre zur Verfügung und beliefert uns mit 2 x 10.000 Bachforelleneiern pro Jahr.
Zunächst galt es eine geeignete Stelle am Gewässer zu finden und das Umfeld für einen möglichst naturnahen Laichgrund vorzubereiten. Unsere heimische Bachforelle pflanzt sich in Gewässern wie der Mindel aufgrund vielschichtiger Faktoren und verschiedener Umwelteinflüsse immer weniger selbstständig fort.
![]() |
![]() |
![]() |
Vorbereitung des Gewässergrundes zur Einbringung der Brutbox.
![]() |
![]() |
m+s Brutboxsystem im Nebenarm der Mindel.
Die Erbrütung der Bachforelleneier erfolgt direkt im Fließgewässer und die frisch geschlüpften Larven der Bachforellen sind von der ersten Stunde ihres Lebens in ihrem natürlichen Lebensraum. Der Einsatz des m+s Brutboxsystem ist an dieser Stelle ein sehr praktikables und effizientes System.
![]() |
![]() |
10.000 Bachforelleneier im Augenpunktstadium | Zum Befüllen vorbereiteter Edelstahleinsatz |
Die frisch vom Züchter gelieferten befruchteten Bachforelleneier werden zu Beginn durch dosiertes Zugeben von Flusswasser schonend an die Temperatur- und Wasserverhältnisse der Mindel angepasst. Sobald sich die Temperatur auf dem Niveau des Flusswassers befindet kann mit dem vorsichtigen Befüllen der einzelnen Kammern des Brutboxeneinsatzes begonnen werden. Die einzelnen oberen Kammern sind mit seitlichen Schlitzen versehen und garantieren ein ständiges Umspülen der Bachforelleneier mit sauerstoffreichen Flusswasser. Im Boden der Kammern befinden sich ebenfalls Schlitze durch die jedoch erst später die geschlüpften Larven der Bachforellen in die unteren Kammern gelangen können.
![]() |
![]() |
Schonendes Befüllen des Brutboxeneinsatzes.
![]() |
![]() |
Idealer Brutraum | Unbefruchtetes Bachforellenei |
Nach dem Befüllen der einzelnen Kammern mit ca. 10.000 Bachforelleneiern müssen unbefruchtete Eier entfernt werden um ein Verpilzen zu vermeiden. Zwischen der leuchtend lachsfarbenen Brut sind diese aufgrund ihres eierfarbenen Aussehens leicht zu erkennen. Mit einer Kunststoffpinzette werden diese vorsichtig entfernt. Bei Außentemperaturen unter 0°C wird der Edelstahleinsatz vor dem Befüllen in eine mit Flusswasser gefüllte Halbschale gelegt, um die empfindlichen Bachforelleneier vor Frost zu schützen.
![]() |
Filigrane Handarbeit |
Der befüllte Edelstahleinsatz wird mit einer ebenfalls gelochten Abdeckplatte verschlossen und dann in die Röhre der Brutbox eingesetzt. Die Röhre ist ca. 1 Meter lang und fest auf einem Betonsockel fixiert und ausreichend gegen die Strömung gesichert. Die Röhre bzw. die gesamte Brutbox wird mit der Strömung ausgerichtet und mit der offenen Seite flussabwärts positioniert. Flussaufwärts wird die Röhre mit einem gelochten Deckel samt Prallplatte verschlossen. Die Fischbrut ist im Edelstahleinsatz auch noch nach dem Schlüpfen vor Laichräubern wie der Aalrutte vollkommen geschützt.
![]() |
![]() |
Verschließen des Edelstahleinsatzes | Einbringung der Brutbox in die Strömung |
Je nach Wassertemperatur kann es unterschiedlich lange dauern bis die Larven schlüpfen. Bei Bachforellen gelten ca. 420 Tagesgrade - dies bedeutet dass bei einer Wassertemperatur von zum Beispiel 6°C die Schlupfzeit (vom Befruchten bis zum Schlüpfen) ca. 70 Tage beträgt (420 geteilt durch 6). Alle 2-3 Tage muss die Brutbox gespült werden indem der Verschlußdeckel für ein paar Minuten entfernt wird. Eingetragenes Feinsediment wird dadurch schonend entfernt. Einmal wöchentlich muss auch die Brut auf Verpilzung kontrolliert und kaputte Bachforelleneier entfernt werden.
![]() |
Frisch geschlüpfte Bachforellenlarven in der oberen Kammer |
Wenn die Larven aus ihrer Eihülle schlüpfen ist das die "Geburt" der Bachforellen. In den darauffolgenden 2-4 Wochen ernährt sich die Larve ausschließlich vom Dottersack an ihrem Bauch. Anfänglich befindet sich die Larve noch im oberen Bereich des Edelstahleinsatzes, doch sobald der Dottersack schwindet gelangt die Larve durch die genau bemessenen Schlitze im Boden in den unteren Bereich. Dort bleiben die Larven noch so lange bis ihr Dottersack soweit aufgebraucht ist und sie schwimmfähig sind. Bis zum letztendlichen Verlassen der Brutbox befinden sich die Larven wie in einer natürlichen Laichgrube im Kies in einer abgedunkelten Umgebung.
![]() |
Endlich in Freiheit |
Um den Larven ideale Startbedingungen in der Mindel zu gewährleisten ist ein kiesiges Substrat am Gewässergrund im Bereich der Brutbox zwingend notwendig. Sollte es aufgrund von Hochwasserpegeln jedoch zu höherem Strömungsdruck in der Mindel kommen besteht die Gefahr dass die Larven in ungünstige Flußregionen getragen werden. Als Gegenmaßnahmen haben sich sogenannte Faschinen, sprich Reisigbündel, unterhalb der Brutboxen bewährt. Diese bieten den kleinen Larven nicht nur eine hervorragende Versteckmöglichkeit vor Fressfeinden sondern auch eine gute Nahrungsgrundlage durch den Aufwuchs der sich auf den Zweigen und Ästen bildet.In unserem Fall hat uns der Biber wertvolle Hilfe geleidstet, denn genau an dieser Stelle wo wir die Brutbox installiert haben, hat er einen Baum quer über das Wasser gelegt, sodaß wir nur wenig Arbeit hatten, etwas Geäst zu befestigen.
![]() |
Bildergalerie Brutboxenprojekt Mindel |
![]() |